Mit Prozessfragen zum (Gesprächs-)ziel steuern
Die alte Weisheit "Wer fragt, der führt" gilt noch heute. Grund genug, einmal den Fokus auf die Kunst des Fragenstellens zu legen, denn schon Johann Wolfgang von Goethe wusste: „Wenn du eine weise Antwort willst, musst du vernünftig fragen.“
In diesem Beitrag soll es um diejenigen Fragen gehen, die eingesetzt werden, um einen (Gruppen-)prozess zu steuern. Sie unterscheiden sich von den Inhaltsfragen, die dazu dienen, den Denkprozess anzuregen und Aktivität zu fördern und von den Beratungsfragen, die eher in den Bereich fachliches oder persönliches Coaching gehören.
Wozu dienen Prozessfragen?
Anhand von Prozessfragen werden (Gruppen-)prozesse in Gesprächen oder Meetings gesteuert, um ein vorher festgelegtes Gesprächs- oder Meetingziel zu erreichen.
Wie stelle ich eine Prozessfrage?
Prinzipiell lassen sich offene Fragen, sogenannte W-Fragen stellen (wer, was, wann, warum, wie, wo) oder geschlossene Fragen, auf die es nur die Antwortmöglichkeiten ja oder nein gibt. Außerdem gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Fragerichtung. Kurz gesagt: Ein Prozessverantwortlicher kann in die Breite, in die Tiefe oder um die Ecke fragen.
In die Breite fragen:
Diese Art der Fragen helfen dabei, unbekanntes Terrain zu erkunden und zu beobachten, wo die Wünschelroute ausschlägt, sich der Schatz des Priamos verbergen könnte:
Was ist noch passiert?
Was ist außerdem wichtig?
Worüber sollten wir noch sprechen?
In die Tiefe fragen:
In die Tiefe zu fragen, lohnt sich vor dem Hintergrund der Hypothese, auf dem Grund des Themas etwas für den Prozess Relevantes zu finden. Vielleicht ist hier der richtige Ort, um den Schatz zu bergen:
Was genau ist der Hintergrund des Themas?
Worin genau drückt sich der Konflikt aus?
Was hast Du dabei gedacht / wie haben die anderen reagiert?
Um die Ecke fragen
Diese auch als systemische Fragen bezeichnete Technik setzt den Fokus darauf, neue Perspektiven zu erkunden, um z.B. ganz neue Lösungsansätze zu ermöglichen:
Was würde passieren, wenn nichts passiert?
Was würde der Auftraggeber dazu sagen?
Stell Dir vor, das Problem wäre gelöst: was genau wäre dann anders?
Welche Fragen sind die besten?
Die Antwort ist ein klares: Es kommt darauf an. Wenn die gestellte Frage den Prozess einen Schritt weiter in Richtung Ziel führt, war die Wahl eine gute.