Erste Einschätzungen zu den Corona Auswirkungen
Blick hinter die Kulissen
Wie gehen andere Organisationen mit den Herausforderungen durch Corona um? Wir haben nachgefragt.
Als Berater haben wir das besondere Privileg, mit vielen spannenden Menschen aus den verschiedensten Branchen zusammenzukommen. Das wollen wir nutzen und haben nachgefragt, vor welchen konkreten Herausforderungen Organisationen durch Corona stehen. Entstanden ist eine Serie, die vielfältige Einblicke in unterschiedliche Welten gibt.
Den Anfang macht Ole Bolling, Managing Director bei Pacproject.
Consensa: Lieber Ole, vielen Dank, dass Du an dieser Serie mitwirkst. Lass uns gleich starten: Wo seht ihr für Euch die größte Herausforderung in der Corona-Krise?
Ole Bolling: Die größte Herausforderung sehen wir darin, unsere Kunden zu motivieren, wieder in die aufgeschobenen, gestoppten Projekte einzusteigen und davon abzubringen, nur über Corona bedingte Veränderungen der Prioritäten nachzudenken bzw. diesbezüglich zu handeln. Ganz besonders im Bereich FMCG werden ja weiterhin über den Handel die Produkte des täglichen Lebens verkauft und eigentlich gibt es da nur wenige Gründe, Neu- und Weiterentwicklungen von Verpackungen im Bereich Design und Technik zu stoppen. Natürlich sind Projekte, die mit Besuchen in den jeweiligen Herstellungsbetrieben zu tun haben, zur Zeit schwierig umzusetzen. Aber alles, was an Entwicklungsarbeit vorab zu leisten ist, können wir entsprechend bearbeiten.
Auch die Akquise neuer Projekte ist ohne den persönlichen Kontakt schwieriger. Einige Unternehmen zeigen zwar, dass es auch per „Remote“ funktionieren kann bzw. muss. Aber dies ist – zumindest bei Neukunden - noch die Ausnahme.
Consensa: Wie versucht ihr, dieser Herausforderung zu begegnen?
Ole Bolling: Wir versuchen zur Zeit von üblichen Vorgehensweisen abzuweichen. Auch für uns ist es eine neue Situation, wenn das eigene Team nicht täglich im Office ist und wir uns nicht ganz spontan zu neuen Projektideen für neue oder vorhandenen Kunden austauschen können. Die Ideen sind zwar da. Aber bedingt durch das Arbeiten vom Home Office zum Beispiel, fehlt oft der direkte Kontakt im Team, um diese Ansätze schnell in ein Angebot für den Kunden umzuwandeln. Wir machen einige Webinare für Kunden zu gewissen Themen, nutzen aber noch nicht im gleichen Umfang diese Tools, um das eigene Team zu informieren, einzubinden, zu entwickeln….
Wir versuchen jetzt konkreter zu werden, noch mehr auf klare Verantwortlichkeiten und Einhaltung von internen Timings zu achten, die wir uns selbst setzten. Diese Timings sind meist sehr knapp, damit wir schnell mit den Themen in den Kundenkontakt kommen. Man kann also sagen, hier haben wir in einer ohnehin schnellen Agenturwelt noch einmal an Tempo draufgelegt. Dabei ist es nicht immer wichtig, dass jede Idee zum erfolgreichen Projektabschluss führt. Denn es geht uns auch darum, unseren Kunden durch den Austausch zu zeigen, dass wir da sind und jederzeit unterstützen können.
Consensa: Was ist Euer Ausblick auf die kommenden Monate?
Ole Bolling: Das ist schwierig zu beantworten. Natürlich sollte man grundsätzlich immer optimistisch sein und positiv in die Zukunft schauen - auch über das Ende des Jahres hinaus. Es ist aber klar, dass man diese Umsatzlücke nicht einfach ausgleichen kann, da wir ja kein Produkt herstellen und dadurch evtl. noch die Möglichkeit hätten, mehr zu produzieren. Es dürfte auch kaum möglich sein, die Kosten für die Arbeitsleistung zu erhöhen. Wir sind eine begrenzte Anzahl an Mitarbeitern und die können nicht in der zweiten Jahreshälfte das Doppelte leisten. Aber wenn die grundsätzliche Auslastung mit durchgehenden, längerfristigen Projekten steigen sollte, können wir noch etwas ausgleichen. 2020 wird sich für uns aber sicher nicht mehr zu einem erfolgreichen Jahr wandeln.
Consensa: Wir danken Dir für dieses Gespräch.
Ole Bolling ist Managing Director bei Pacproject, einem international agierenden Innovationsführer im Bereich Verpackungen mit Sitz in Hamburg. Schwerpunkte der Agentur: Strategie, Consulting, Design und Realisation.